Alt werden ist noch immer die beste Möglichkeit, lange zu leben... ( Reisebüro http://www.kugel.de )
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Noch nie war alt sein so schön wie heute. Und noch nie hatten die Menschen so viel Zeit zum Altwerden. Das liegt an den vielen zusätzlichen Jahren, die uns zum Leben bleiben. In gut einem Jahrhundert haben wir rund dreißig Jahre dazugewonnen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts betrug die Lebenserwartung der Frauen in Deutschland 48 und die der Männer 45 Jahre. Heute liegt sie bei 82 und 77 Jahren. Während um 1900 die damals Sechzigjährigen noch zwölf bis vierzehn Jahre zu leben hatten, dürfen sie heute mit 21 (Männer) und 25 Jahren (Frauen) Lebenszugewinn rechnen.
Zwischen eineinhalb und dreieinhalb Jahre – je nachdem, ob man an einen defensiven oder mutigen Forscher gerät – verlängert sich unsere Lebenserwartung in jeder Dekade. Absolut gesehen sind die Deutschen noch nicht einmal Spitze: Im europäischen Vergleich nehmen die Franzosen den ersten Platz ein (wegen Wein und Käse?). Die Hälfte der französischen Babys, die 2007 geboren wurden, können ein Alter von 104 Jahren erwarten. Im internationalen Vergleich liegt Japan ganz vorne (wegen Sushi?), wo es inzwischen die meisten Hundertjährigen auf der Welt gibt.
Auch das Verhalten der Menschen ist über die Jahre irgendwie vernünftiger und präventiv gesundheitsbewusster geworden: Insgesamt bewegen wir uns heute mehr als noch vor fünfzig Jahren, rauchen kaum noch und trinken weniger Alkohol. Das alles sind lebensverlängernde Aktivitäten, die freilich durch zunehmenden Stress und neuerdings durch den Trend zur Fettleibigkeit ein wenig konterkariert werden.
Blind für die positiven Errungenschaften der Demographie
„Ceteris-Paribus-Falle“ nennen Ökonomen den systematischen Denkfehler, der uns blind macht für die positiven Errungenschaften der Demographie. Wir nehmen irrigerweise an, dass sich nur ein Parameter – die Lebenserwartung – ändert, während alles andere gleich bleibt. Wer pensioniert wird, wechselt im Ansehen der Gesellschaft eben „aufs Altenteil“, einerlei, wie fit und jung er ist. Das ist noch nicht einmal ganz falsch. Denn das sogenannte gesetzliche Renteneintrittsalter – mit offiziell 65 Jahren, faktisch aber mit 63 Jahren – ist gleich geblieben, obwohl nach dem 60. Lebensjahr noch fast ein Drittel Lebenszeit vor uns liegt. Zwar wird allgemein akzeptiert, dass wir älter werden. „Aber es wird ignoriert, dass wir viel gesünder altern“, sagt Max-Planck-Forscher Vaupel.
„Bis zum 80. Lebensjahr sind die Älteren die Gebenden“
„Die Vorstellung des Alters als einer defizitären Lebensphase ist komplett verfehlt“, bestätigt der Soziologe Martin Kohli, der am European University Institute in Florenz über „Altern und Lebensläufe“ forscht. Kohli widerspricht der verbreiteten Vorstellung, wonach die heute über Sechzigjährigen nach dem Zerfall der Großfamilie (drei und mehr Generationen unter einem Dach) in zunehmendem Maße von Einsamkeit bedroht seien. Schaut man genau hin, so zeigt sich: „Die Beziehung zu den nachwachsenden Generationen bleibt im Alter erhalten.“ Zwar ist das direkte Zusammenleben mit den Nachkommen seltener geworden und wird von allen Beteiligten auch nicht gewünscht. Aber wenigstens ein Kind lebt in unmittelbarer Nähe. Man telefoniert, trifft sich regelmäßig, tauscht Mails aus (die Älteren lieben das Internet) und sittet die Enkelkinder. „Dass sich im Zug der Modernisierung die Familienbande auflösen, ist ein Mythos“, sagt Kohli. In das Reich der Legende verweist eine aktuelle Altenstudie der Hallenser „Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina“ auch die Vorstellung, dass alte Menschen ihren Angehören zur Last fallen: „Insgesamt unterstützen alte Menschen ihre Angehörigen mehr, als dass sie von ihnen unterstützt werden“, heißt es dort. Das gilt nicht zuletzt finanziell. Die Generation 60 plus ist schließlich so wohlhabend wie keine vor ihr und längst nicht so egoistisch wie ihr schlechter Ruf. „Bis zum 80. Lebensjahr sind die Älteren die Gebenden, erst danach überwiegend die Nehmenden.“
Keine Muster und kein Lebensrhythmus
Von selbst organisiert sich das Leben allerdings für niemanden, gleich welcher Schicht er angehört. Wer erst, wenn er aus dem Erwerbsleben ausscheidet, darüber nachdenkt, wie er die nun kommenden mutmaßlich zwanzig oder mehr Jahre verbringen will, der ist zu spät dran. Anders als für Schulzeit, Studium oder Arbeitsleben gibt es für 60 plus keine Muster und keinen Lebensrhythmus.
Der Ausstieg aus dem Erwerbsleben kommt zu früh
Beim Ausstieg aus dem Erwerbsleben, so wie er heute vorgesehen ist, läuft ohnehin einiges schief. Er kommt vor allem zu früh. „Wer mit der Aussicht auf ein hundertjähriges Leben geboren wird, den dürfte die Perspektive, 35 Jahre ohne die Herausforderung eines Jobs zu verbringen, nicht besonders reizen“, meint James Vaupel. Empirische Studien bestätigen, dass eine Beschäftigung das Leben verlängert und Müßiggang den Tod beschleunigt. Männer, die vorzeitig ihre Arbeit aufgeben, verfallen geistig und körperlich. Vergleichende Aufmerksamkeitstest und Gehirnjogging, mal von Erwerbspersonen, mal von Frührentnern unternommen, gehen regelmäßig zu Gunsten der arbeitenden Menschen aus. „Wer rastet, der rostet“, weiß der Volksmund, ein Spruch, der alle Politiker Lügen straft, die sagen, einem Dachdecker könne die Rente mit 67 nicht zugemutet werden.
Das längere Leben finanzieren
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