Reinhard Mey: Nein, meine Söhne geb ich nicht

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www.Krieg.Co : Ein Höhepunkt im Schaffen von Reinhard Mey, ein Klassiker, der immer aufs Neue bewegt. Als Mey es schrieb, stand Deutschland noch nicht einmal im Krieg.

Quelle: Hinter den Schlagzeilen / Konstantin Weckers Webmagazin

http://hinter-den-schlagzeilen.de/2010/10/11/reinhard-mey-nein-meine-sohne-geb-ich-nicht/

Der Songtext:

Ich denk', ich schreib euch besser schon beizeiten
Und ich sag' euch heute schon endgültig ab.
Ihr braucht nicht lange Listen auszubreiten,
...Um zu sehen, dass ich auch zwei Söhne hab'.

Ich lieb' die beiden, das will ich euch sagen,
Mehr als mein Leben, als mein Augenlicht,
Und die, die werden keine Waffen tragen:
Nein, meine Söhne geb' ich nicht!

Ich habe sie die Achtung vor dem Leben,
Vor jeder Kreatur als höchsten Wert,
Ich habe sie Erbarmen und Vergeben
Und wo immer es ging, lieben gelehrt.

Nun werdet ihr sie nicht mit Hass verderben,
Kein Ziel und keine Ehre, keine Pflicht
Sind's wert dafür zu töten und zu sterben,
Nein, meine Söhne geb' ich nicht!

Ganz sicher nicht für euch hat ihre Mutter
Sie unter Schmerzen auf die Welt gebracht.
Nicht für euch und nicht als Kanonenfutter.
Nicht für euch hab' ich manche Fiebernacht

Verzweifelt an dem kleinen Bett gestanden,
Und kühlt' ein kleines glühendes Gesicht,
Bis wir in der Erschöpfung Ruhe fanden
Nein, meine Söhne geb' ich nicht!

Sie werden nicht in Reih' und Glied maschieren
Nicht durchhalten, nicht kömpfen bis zuletzt,
Auf einem gottverlass'nen Feld erfrieren,
Während ihr euch in weiche Kissen setzt.

Die Kinder schützen vor allen Gefahren
Ist doch meine verdammte Vaterspflicht,
Und das heißt auch, sie vor euch zu bewahren!
Nein, meine Söhne geb' ich nicht!

Ich werde sie den Ungehorsam lehren,
Den Widerstand und die Unbeugsamkeit,
Gegen jeden Befehl aufzubegehren
Und nicht zu buckeln vor der Obrigkeit.

Ich werd' sie lehr'n, den eig'nen Weg zu gehen,
Vor keinem Popanz, keinem Weltgreicht.
Vor keinem als sich selber gradzustehen,
Nein, meine Söhne geb' ich nicht!

Und eher werde ich mit ihnen fliehen,
Als daß ihr sie zu euren Knechten macht.
Eher mit ihnen in die Fremde ziehen,
In Armut und wie Diebe in der Nacht.

Wir haben nur dies eine kurze Leben,
Ich schwör's und sag's euch grade ins Gesicht:
Sie werden es für euren Wahn nicht geben:
Nein, meine Söhne geb' ich nicht!

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